Corona und freie Kultur in Dresden – Offener Brief

Sehr geehrter Herr Hilbert,
sehr geehrte Frau Klepsch,
sehr geehrter Herr Dr. Lames,
sehr geehrte Dresdner Stadträt*innen,

Mit der COVID-19 Pandemie musste auch die Kultur derbe Rückschläge einstecken. Finanziell stehen die meisten freien Träger vor einer ungewissen Zukunft. Zwar wurde auf der Bundes-, Landes- und Stadtebene wiederholt die Wichtigkeit von Kunst und Kultur betont, doch gerade die Probleme von frei getragenen Kulturinstitutionen wurden bislang nicht angegangen. Im offenen Brief der IG Landeskulturverbände Sachsen “Was ist mit den freien Trägern und der kulturellen Bildung?” wurde der prekäre Zustand der freien kulturellen Szene bereits umfassend dargelegt.

Die Krise hat aber auch gezeigt, welch wichtigen Beitrag Kultur gerade in Zeiten von sozialer Distanz und Isolation zu leisten vermag. Viele Akteure und Träger haben schnell und erfolgreich auf die Krise reagiert und Kulturangebote digital und im öffentlichen Raum gemacht, ins Gemeinwesen gewirkt und Zusammenhalt gestaltet. Gleichermaßen war zu erkennen, dass digitale Angebote zwar sehr notwendig, aber kein Ersatz für ein leibhaftiges Kulturerlebnis sind und außerdem zusätzliche Ressourcen erfordern.

Die Kulturförderung in Dresden hat in den vergangenen 30 Jahren sehr zur Entwicklung einer lebendigen freien Szene beigetragen. Nach langer Zeit der Stagnation war vor allem in den letzten Jahren ein deutlicher Aufwuchs der Budgets für sowohl die institutionelle als auch die Projektförderung zu verzeichnen. Man begann die Versäumnisse früherer Jahre zu korrigieren und eine breite kulturelle Landschaft in Dresden zu ermöglichen. Nicht zuletzt hat der Prozess der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt einmal mehr gezeigt, welch einen wichtigen Einfluss Kunst und Kultur auf unterschiedliche Bereiche des städtischen Lebens ausüben. Auch die derzeitige Erarbeitung eines neuen Kulturentwicklungsplans zeugt von einem starken Interesse seitens der Stadt, Kultur maßgeblich zu fördern. Die in diesem Plan formulierten Leitlinien und Ziele sind allerdings nur mit einer starken freien Kultur umsetzbar.

Kulturelle Förderung – sowohl institutionell als auch projektbezogen – ist daher essenziell für die hiesige Kunst- und Kulturszene und Dresdens internationales Image. Dass viele Kultureinrichtungen auch in oder trotz der derzeitigen Krise bestehen können, ist vor allem der institutionellen Förderung zu verdanken, die eine Grundsubstanz für die Träger sichert. Gleichzeitig bedeutet dies auch, dass die Vereine abhängig sind von eben jener Förderung. Eine Bildung von Rücklagen ist im derzeitigen Förderkonstrukt kaum möglich. Es ist daher zwingend notwendig, in den nächsten Jahren mindestens die gleiche Fördersumme für frei getragene Kultureinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Denn die Vielfalt der Dresdner Kulturlandschaft wäre genau dann bedroht, wenn die freien Träger in ihrer Existenz gefährdet sind.

Den eingangs erwähnten politischen Statements folgend, betrachten wir den Schutz der kulturellen Vielfalt als zentralen Punkt des Zusammenlebens. Das Netzwerk Kultur Dresden fordert Stadtpolitik und Stadtverwaltung auf, sich dafür einzusetzen, dass ein Teil des kommunalen Rettungsschirms des Freistaats Sachsen für die freie Kulturförderung festgeschrieben wird und in den nächsten Doppelhaushalt einfließt.

In diesem Sinne fordern wir, das Budget für die freie Kulturförderung in den nächsten zwei Jahren mindestens auf dem Niveau von 2020 zu halten.

Für einen Austausch und zur Klärung von eventuellen Fragen stehen die Sprecher*innen des Netzwerk Kultur Dresden gern zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen und bleiben Sie der Kultur verbunden,

Frank Eckhardt, Anne Gaschütz und Simon Wolf im Namen von Netzwerk Kultur Dresden

 

 

Wir unterstützen den Leipziger Aufruf

LUST AUF ZUKUNFT! RETTET SACHSENS FREIE TRÄGER!

Allianz der freien Träger in Sachsen fordert Kulturschutzschirm

Die erste Reaktion der Politik war ermutigend: Die Kunst,- Kultur- und Kreativszene darf durch die Covid-19-Epidemie nicht untergehen, sie wird bei staatlichen Hilfsprogrammen nicht vergessen werden!

Aktuell stellt sich die Situation in Sachsen aber als schwierig dar. Während andere Bundesländer unkomplizierte Soforthilfeprogramme und Zuschüsse bereitstellten, unterstützt das Land Sachsen bisher nur Freie Träger im Bereich Sport. Die von der Sächsischen Aufbaubank angebotenen Kredite sind für viele gemeinnützigen Vereine nicht nutzbar oder verschieben finanzielle Überlastung nur auf unbestimmte Zeit. 

Die Initiative Leipzig+Kultur fordert in ihrem offenen Brief Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Kulturministerin Barbara Klepsch aktiv auf einen Kulturschutzschirm zu spannen, um diese gefährliche Situation für die Strukturen der Zivilgesellschaft zu entschärfen.

Wir unterstützen den den offenen Brief der Initiative Leipzig + Kultur