Bauhaus & Corporate Design: Wie eine Designschule die Markenwelt prägte

Das Bauhaus gilt als eine der einflussreichsten Design- und Kunstschulen des 20. Jahrhunderts – und seine gestalterischen Prinzipien wirken bis heute nach, vor allem im Bereich des Corporate Designs. Klare Linien, funktionale Gestaltung, Reduktion auf das Wesentliche: Diese Grundsätze haben viele der weltweit bekanntesten Marken geprägt – ebenso wie öffentliche Einrichtungen und kulturelle Institutionen.

Was macht Bauhaus-Gestaltung aus?

Gegründet 1919 von Walter Gropius in Weimar, vereinte das Bauhaus Kunst, Handwerk und Technik zu einer revolutionären Idee: Gestaltung sollte nicht elitär, sondern funktional und für alle zugänglich sein. Mit der Maxime „Form folgt Funktion“ (form follows function) wurde ein Gestaltungsprinzip formuliert, das über Architektur und Möbel hinaus in die visuelle Kommunikation einfloss. Ziel war es, Design mit sozialer Verantwortung zu verbinden – ein Anspruch, der viele heutige Designsysteme prägt.

Die Gestalter:innen des Bauhauses arbeiteten mit geometrischen Grundformen, verzichteten auf Schnörkel und suchten die Einheit von Form, Farbe und Funktion. Diese Werte sind bis heute im modernen Corporate Design sichtbar – ob bei Logos, Websites oder Produktgestaltungen.


Wie das Bauhaus modernes Corporate Design beeinflusst hat

Schon früh wurde das Bauhaus mit dem Entwurf einprägsamer grafischer Gestaltung beauftragt. Die klare, serifenlose Typografie (z. B. Herbert Bayers “Universal”), Rasterlayouts und das Spiel mit Farben und Formen beeinflussen bis heute Designprinzipien von Unternehmen, Museen, Universitäten oder auch Verkehrssystemen.

Insbesondere das sogenannte funktionale Design, das auf Verständlichkeit, Reduktion und Wiedererkennbarkeit zielt, findet sich im Corporate Design vieler großer Marken wieder. Auch komplexe Systeme wie Stadtinformationsdesign oder Bildungsinstitutionen greifen auf diese gestalterischen Grundlagen zurück.

Fallbeispiele bekannter Marken und Institutionen mit Bauhaus-Einfluss

Lufthansa (1963)

Die legendäre Überarbeitung des visuellen Auftritts durch Otl Aicher (Mitbegründer der Ulmer Hochschule für Gestaltung, in der Bauhaus-Ideen weiterentwickelt wurden) setzte auf Reduktion, klare Linien und eine stringente Typografie. Aicher war stark vom Bauhaus geprägt und verwendete z. B. ein systematisches Gestaltungsraster, das sich bis hin zum Design der Flugpläne und Uniformen durchzog. Die ikonische gelbe Farbe, die reduzierte Kranich-Grafik und die Nutzung der Schriftart “Rotis” (später) machten Lufthansa zu einer Design-Ikone.

Apple

Der minimalistische Ansatz, für den Apple heute weltbekannt ist – klare Benutzeroberflächen, reduzierte Farbwelten, ein Fokus auf Funktionalität – knüpft direkt an Bauhaus-Prinzipien an. Jonathan Ive, langjähriger Chefdesigner von Apple, nannte den Bauhaus-Ansatz als wichtigen Einfluss. Auch die Betonung der Einheit von Form und Funktion in den ikonischen Produkten wie dem iPod oder dem iPhone geht auf diesen gestalterischen Ursprung zurück. Die klare Formsprache, intuitive Bedienung und der Einsatz von Weißraum stehen in direkter gestalterischer Tradition.

NYC Subway Design Manual (1970er Jahre)

Das Informations- und Leitsystem der New Yorker U-Bahn wurde maßgeblich von Massimo Vignelli und Bob Noorda gestaltet – beide stark vom Bauhaus und der Schweizer Typografie beeinflusst. Klare Linien, geometrische Formen, systematische Farbgebung und die serifenlose Schrift Helvetica machten das System zu einem Meilenstein des öffentlichen Designs. Ziel war maximale Orientierung in einem komplexen Stadtraum – ganz im Sinne der Bauhaus-Idee: Design dient der Funktion.

MIT Media Lab

Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) ist nicht nur ein Ort technologischer Innovation, sondern auch eine Hochburg für visionäres Design. Das Logo des MIT Media Lab wurde 2011 vom Designerteam um Richard The entstandene Logo ist nicht statisch, sondern generativ – es erzeugt über 40.000 verschiedene Varianten des Media-Lab-Zeichens, basierend auf einem festen geometrischen Raster. Diese Dynamik und Systematik spiegelt perfekt das Bauhaus-Ideal wider: Struktur trifft kreative Freiheit.


Fazit: Bauhaus lebt weiter

Die Prinzipien des Bauhauses – Klarheit, Funktionalität, Reduktion – prägen noch heute unsere visuelle Welt. Ob auf der Website einer Bank, im Leitsystem eines Flughafens oder im responsiven Logo eines digitalen Labors: Was als revolutionäre Gestaltungsidee in Weimar begann, hat sich tief ins kollektive Designgedächtnis eingeschrieben.

Die Relevanz des Bauhauses im 21. Jahrhundert zeigt sich nicht nur in Retrospektiven und Jubiläumsausstellungen, sondern ganz konkret in den Tools und Interfaces, mit denen wir täglich arbeiten – und in der Art und Weise, wie Marken, Städte und Institutionen visuell kommunizieren.


Quellen: