Rückblick: Kulturaustausch am 25. August 2025

ca. 40 Teilnehmende des Kulturaustauschs stehen in Gruppe, von oben fotografiert

Rund 40 Personen kamen am 25. August 2025 zum ersten Kulturaustausch des Netzwerk Kultur Dresden im KulturHof des riesa efau zusammen – darunter Vertreter:innen des Kulturamts, der Politik, der Fachgremien (Kulturausschuss, Kulturbeirat, Facharbeitsgruppen) sowie zahlreiche Kulturschaffende aus der Freien Szene. Ziel war es, miteinander ins Gespräch zu kommen, Transparenz zu fördern und die Vernetzung innerhalb der Dresdner Kulturlandschaft zu stärken.

Das offene Format mit fünf Thementischen bot Raum für Austausch, Reflexion und Perspektiven. Die Teilnehmenden diskutierten, was Kultur in Dresden ausmacht, welche Strukturen die Freie Szene braucht und wie Politik, Verwaltung und Akteur:innen künftig besser zusammenarbeiten können.

Tisch 1 – Was ist für dich Kultur?

Kultur wurde in den Gesprächen als Spiegel und Motor gesellschaftlicher Prozesse verstanden. Sie macht Veränderungen sichtbar, stößt Diskussionen an und schafft Bewusstsein für Widersprüche, Vielstimmigkeit und Werte. Kultur stiftet Gemeinschaft, ist aber zugleich Ausdruck von Vielfalt. Sie umfasst Sprache, Alltagskultur und künstlerischen Ausdruck und spiegelt damit die Lebensgefühle einer Gesellschaft wider.

Zugleich betonten die Teilnehmenden die individuelle Dimension von Kultur: Sie steht für Freiheit, Selbstverwirklichung und kreative Entfaltung. Kultur schafft Räume, in denen Menschen sich begegnen, austauschen und Haltungen sichtbar machen. Sie verbindet das Persönliche mit dem Gesellschaftlichen und wird damit zu einem zentralen Bestandteil demokratischer Verständigung.

Tisch 2 – Was ist wichtig für die Freie Szene in Dresden?

Im Mittelpunkt stand die Frage nach den Rahmenbedingungen für künstlerisches Arbeiten in der Freien Szene. Genannt wurden Sichtbarkeit, Nachhaltigkeit, Planungssicherheit bei der Finanzierung, bezahlbare Räume, Vernetzung und Förderung. Dabei zeigte sich die Ambivalenz der Freiheit: Wie frei kann künstlerische Arbeit sein, wenn sie von Förderstrukturen, Verwaltungsprozessen und politischen Entscheidungen abhängt?

Trotz dieser Herausforderungen wurde die Freie Szene als ein Ort beschrieben, der besonders viel Raum für kreative Eigenständigkeit bietet. Sie ermöglicht niedrigschwelligen Zugang zu Kultur, schafft Orte der Reflexion und Selbstentfaltung und lebt von selbstorganisierten Strukturen. Die Teilnehmenden hoben hervor, dass diese Unabhängigkeit ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit, Flexibilität und Wissenstransfer erfordert – und dass die Freie Szene zugleich entscheidend für die kulturelle Vielfalt und Innovationskraft Dresdens ist.

Tisch 3 – Was braucht es, damit wir gemeinsam die Kulturstadt Dresden erhalten und weiterentwickeln?

Hier rückten langfristige Perspektiven und strukturelle Fragen in den Fokus. Es wurde über Finanzierungssicherheit, Transparenz, Wertschätzung und Beteiligung gesprochen – zentrale Voraussetzungen für eine nachhaltige Kulturentwicklung. Diskutiert wurde die Notwendigkeit einer verlässlich finanzierten kulturellen Infrastruktur, die Stabilität schafft und zugleich Experimentierfreude ermöglicht.

Zu den konkreten Ideen gehörten eine Anpassung der Fachförderrichtlinie (z. B. durch Rücklagenbildung), ein mutigerer Kulturbegriff, der Kultur nicht nur als Event, sondern als gesellschaftlichen Prozess versteht, sowie Kooperationen auf Augenhöhe zwischen Kulturakteur:innen, Politik und Verwaltung. Zudem wurde die Förderung einer Sharing-Kultur und einer engeren spartenübergreifenden Zusammenarbeit innerhalb der Freien Szene angeregt.

Auch neue Partnerschaften wurden thematisiert: etwa Kooperationen mit Unternehmen, die Fonds für Kultur aufsetzen oder sich über Kulturbeiträge engagieren. Langfristig sollen projektbasierte Förderungen stärker in strukturelle Grundversorgung überführt werden, um Qualität und Verlässlichkeit zu sichern.

Tisch 4 – Was kann Kultur für die Gesellschaft beitragen?

Kultur wurde als „Lebensmittel der Gesellschaft“ beschrieben – unverzichtbar für Bildung, Persönlichkeitsentwicklung, Demokratiebildung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie ermöglicht Teilhabe, fördert Selbstwirksamkeit und trägt zur Wertevermittlung bei.

Darüber hinaus wurde betont, dass Kultur Perspektivwechsel anregt, alternative Sichtweisen eröffnet und Räume für Auseinandersetzung schafft. Sie inspiriert, vermittelt Hoffnung und stärkt den gesellschaftlichen Dialog. Kultur hilft, Unterschiede sichtbar zu machen, Konflikte auszuhalten und Gemeinschaft zu gestalten – eine Funktion, die angesichts gesellschaftlicher Polarisierung an Bedeutung gewinnt.

Tisch 5 – Was erwarten kulturpolitische Akteur:innen voneinander?

Dieser Tisch widmete sich dem Zusammenspiel der verschiedenen Gremien und Entscheidungsstrukturen. Diskutiert wurden Transparenz, Klarheit der Abläufe, Beteiligung von Kulturschaffenden, weniger Bürokratie und mehr Austausch.

Es ging um Rollenverständnis, Einflussmöglichkeiten und Entscheidungswege im kulturpolitischen Gremiensystem – insbesondere im Verhältnis zwischen Kulturausschuss, Kulturbeirat und Facharbeitsgruppen. Unklarheiten über Zuständigkeiten und Bewertungsmaßstäbe führten zu dem Wunsch, Entscheidungsprozesse nachvollziehbarer zu machen und Kommunikation zu verbessern.

Die Teilnehmenden sprachen sich dafür aus, offene Formate mit Werkstattcharakter, regelmäßige Feedbackmöglichkeiten und eine stärkere Einbindung der Szene in Entscheidungsprozesse zu etablieren. Ziel ist eine kulturpolitische Zusammenarbeit auf Augenhöhe, die Verständnis, Vertrauen und gemeinsame Verantwortung stärkt.

Fazit

Der Kulturaustausch 2025 hat gezeigt, wie groß das Interesse am offenen Dialog zwischen Kultur, Politik und Verwaltung ist. Die Vielfalt der Perspektiven hat deutlich gemacht, dass Verständigung nur durch Begegnung und gemeinsame Reflexion gelingt.

Das Netzwerk Kultur Dresden möchte dieses Format fortsetzen und künftig regelmäßig Gelegenheiten schaffen, um gemeinsam über Ziele, Strukturen und Visionen einer lebendigen Kulturstadt zu sprechen. Wir freuen uns auf weitere Austausche – und darauf, diesen Dialog fortzuführen.

Fotos: Robby Klee