Nach zähen Verhandlungen beschloss der Stadtrat Ende März den Doppelhaushalt für 2025/2026. Für die Dresdner Kultur bedeutete dies Kürzungen in Höhe von 2,5 Millionen Euro – immerhin weniger als die zuvor veranschlagten 4 Millionen. Für die rund 70 institutionell geförderten Kultureinrichtungen der Freien Szene wurden pro Haushaltsjahr 4.351.000 Euro bewilligt (zum Vergleich: 2024 waren es 4.727.700 Euro). Angesichts steigender Kosten in allen Bereichen, bedeutet dies de facto eine noch gravierendere Kürzung für einen ohnehin unterfinanzierten Kulturbereich.
Am Freitag, den 20.6.2025, kam der Kulturausschuss der Landeshauptstadt Dresden zu einer Sondersitzung zusammen – mit dem Ziel, über die Vergabe der im Stadtrat beschlossenen Mittel zu entscheiden und darüber hinaus zuvor gekürzte, dringend benötigte 200.000 Euro wieder der Kulturförderung zuzuführen. Betroffen sind dabei sowohl die institutionelle als auch die Projektförderung für das zweite Halbjahr 2025. Diese Entscheidungen wurden jedoch vertagt: Mit Ausnahme von acht Kultureinrichtungen, deren Förderung aufgrund der besonderen Dringlichkeit bewilligt wurde, wurden sämtliche weiteren Vorlagen verschoben. Die nächste Sitzung ist für den 12. August angesetzt.
Die Entscheidung, den acht Einrichtungen kurzfristig Planungssicherheit zu geben, begrüßen wir ausdrücklich. Sie ist wichtig und notwendig. Zugleich weist die Vertagung aller übrigen Förderentscheidungen auf ein strukturelles Problem hin: Der Kulturausschuss trägt die Verantwortung, handlungsfähig zu sein und im Sinne der im städtischen Haushalt vorgesehenen Mittel über die Förderung sowohl institutioneller als auch freier Kulturakteur:innen zu entscheiden. Am 20. Juni ist dies nicht gelungen.
Die Folgen sind gravierend: Zahlreiche Kulturvereine bleiben über Wochen – mitten in der Hauptsaison – in Unsicherheit. Geplante Veranstaltungen können nicht wie vorgesehen umgesetzt werden oder müssen ganz ausfallen. Freischaffende Künstler:innen stehen vor empfindlichen finanziellen Einbußen. Das beschädigt nicht nur einzelne Existenzen, sondern gefährdet die Vielfalt und Lebendigkeit des Kulturlebens in unserer Stadt.
Ob ein solcher Umgang mit den lokalen Kulturakteur:innen dem Selbstverständnis einer europäischen Kulturmetropole entspricht, halten wir für fraglich.
Wir sehen die aktuelle Entwicklung mit großer Sorge. Umso mehr hoffen wir auf einen lösungsorientierten, solidarischen Beschluss in der nächsten Sitzung – im Sinne eines vielfältigen kulturellen Lebens in Dresden, das nicht durch administrative Verzögerungen und unklare Entscheidungsprozesse gefährdet werden darf. Für einen gemeinsamen Austausch stehen wir jederzeit gern zur Verfügung.
Städtische Kultureinrichtungen und Freie Szene sind das kulturelle Rückgrat der Dresdner Stadtgesellschaft
Die städtischen Kultureinrichtungen und die Freie Szene sind das Fundament der Kulturstadt Dresden. Gemeinsam haben sie ein lebendiges, innovatives Kulturangebot geschaffen, das sowohl die Stadtgesellschaft stärkt als auch Hunderttausende Besucher:innen jährlich anzieht. Dass Dresden heute als Kulturmetropole europäischen Ranges wahrgenommen wird, ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist das Ergebnis einer strategischen Kulturpolitik der vergangenen drei Jahrzehnte, die die enormen Potenziale der gesamten lokalen Kulturszene erkannt und gezielt gefördert hat.
Dazu gehören auch Freiräume für künstlerische und kulturelle Experimente. Sie sind der Nährboden für Innovationen und zugleich für die Exzellenz von morgen. Die Freie Szene bietet solche Experimentierräume – trotz deutlich schlechterer Arbeitsbedingungen und fehlender tariflicher Bezahlung im Vergleich zu städtischen Einrichtungen. Dennoch ist sie eng mit den Kultur- und Bildungsinstitutionen verflochten. Gemeinsam bilden sie das kulturelle Rückgrat der Dresdner Stadtgesellschaft. #GemeinsamFuerKulturDD