Freie Träger im Kulturbereich fordern: Dresdner Gemeinwohl fair finanzieren!

Wie wird es ab 2021 um den sozialen Frieden und den Ruf Dresdens bestellt sein,

  • wenn tausende von wöchentlichen Kurs- und Unterhaltungsangeboten nicht mehr existieren?
  • wenn die Stadtteile nicht mehr mit Musik, Clubkultur, Literatur, Bildender Kunst, Theater, Film und Erinnerungskultur bespielt werden?
  • wenn Feste und Festivals, auf die man sich das ganze Jahr gefreut hat, nicht mehr stattfinden?
  • wenn man keinen Raum mehr in der Nachbarschaft hat, an dem man andocken kann?

Über die Auswirkungen der geplanten Kürzungen im neuen Doppelhaushalt für die Freie Szene in Dresden informierten am 23.09. um 11 Uhr Sprecher*innen des Netzwerks Kultur Dresden im Rahmen einer Pressekonferenz im Erich Kästner Haus für Literatur.

Im Netzwerk Kultur Dresden haben sich mehrere tausend Akteur*innen der Freien Szene in Dresden zusammengeschlossen. Dazu zählen institutionell geförderte Einrichtungen ebenso wie Empfänger*innen von Projektförderung, freischaffende Künstler*innen und weitere Netzwerke im Kulturbereich.

Im Doppelhaushalt 2021/2022 der Stadt Dresden sind aktuell Einschnitte von 12 % für die Kultur und ihre Institutionen geplant. Für die Kulturbetriebe der Freien Szene, die ohnehin unter prekären Verhältnissen arbeiten und schon während des Corona-Lockdowns erhebliche Einnahmeverluste verzeichnen mussten, birgt die drohende Kürzung schwere bis existenzielle Risiken. Für viele Einrichtungen bedeutet dies den Verlust von Personalstellen, Künstlerhonoraren und Arbeitsstrukturen, einhergehend mit Einschrän-kungen im Programm und Kursangebot. Auch die Möglichkeit, das eigene Haus krisenfest und zukunftsfähig weiterzuentwickeln, eigene Einnahmen und Drittmittel zu generieren, wird mit den Kürzungen zerschlagen.

Die Einschnitte haben auf lange Sicht jedoch nicht nur die betroffenen Einrichtungen und Mitarbeiter*innen zu tragen. Ein reichhaltiges kulturelles Angebot trägt zur Außenwirkung und Lebensqualität einer Stadt bei. Neben Touristen, die wiederum zusätzliche Umsätze in Betrieben der Gastronomie und Hotellerie generieren, ist es besonders jungen, qualifizierten Menschen bei der Wahl des Wohnortes immer wichtiger, welche kulturelle Vielfalt eine Stadt zu bieten hat. Darüber hinaus sind es zumeist Einrichtungen der freien Szene, die für junge Leute einen wichtigen Schutz-, Erlebnis- und Erfahrungsraum darstellen. Es sind Orte, an denen Abstand vor schulischen-, familiären-, beruflichen Problemen gewonnen werden kann und gleichzeitig wichtige Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens vermittelt werden. All diese Möglichkeiten des Sich-Auslebens und Sich-Ausprobierens tragen positiv zum sozialen Klima einer Stadt bei und sind durch die Kürzungen bedroht.

Das Netzwerk Kultur Dresden fordert deshalb: Kulturelle Obdachlosigkeit verhindern!

Offener Brief: Haushaltsverhandlungen 2021 und Kultur

Sehr geehrter Herr Hilbert,
sehr geehrter Herr Lames,
sehr geehrte Frau Klepsch,
sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,

die finanzielle Situation vieler Kulturträger ist momentan – und sicherlich auch in den kommenden Jahren – sehr problematisch. Das gilt nicht nur für die Landeshauptstadt Dresden und nicht nur für die freien Träger.

Das Netzwerk Kultur begrüßt daher die Maßnahmen, die von vielen Seiten – nicht zuletzt auch der Landeshauptstadt Dresden – geleistet wurden und werden, um gegenwärtig vielfältige kulturelle Einrichtungen und die in diesem Bereich tätigen Akteure zu unterstützen.

Umso mehr möchten wir Sie darum bitten, eine 12-prozentige pauschale Kürzung der Sachkosten im Kulturbereich im kommenden Jahr zu überdenken. Dadurch würde die Existenz der soeben geretteten Einrichtungen erneut in Frage gestellt.

Wir wissen, dass eine solche Kürzung der Sachkosten auch die kommunalen Einrichtungen hart treffen würde. Die freien Träger träfe diese jedoch ungleich härter. Während bei den kommunalen Einrichtungen Mieten, Betriebs- und Personalkosten von dieser Kürzung ausgeschlossen sind, bedeutet eine Kürzung der städtischen Sachkosten bei den freien Trägern eine generelle Reduzierung der Zuschüsse um 12 Prozent. Denn Fördermittel für die Kultur sind aus städtischer Sicht Sachkosten. Den freien Trägern fehlen so 12 Prozent nicht nur für die so genannten Sachkosten, sondern vor allem für die Mieten, für die Betriebs- und für die Personalkosten. Da Mieten und Pachten sowie Betriebskosten gezahlt werden müssen – oftmals übrigens an die Landeshauptstadt – und Sachmittel bei den freien Trägern ohnehin kaum vorhanden sind, bliebe in vielen Fällen sicherlich nur die Entlassung von Personal als einzige Option zur Sicherung. Sofern die betroffenen Träger das Jahr 2021 überhaupt überstehen.

Im Entwurf des neuen Kulturentwicklungsplans sind Ziele und Leitlinien für die kulturelle Entwicklung der kommenden Jahre verankert. Auch wenn sich wohl einige Ansätze wegen der offensichtlich heraufziehenden finanziellen Krise nicht im gewünschten Umfang realisieren lassen werden, bleibt der Text ein spannendes Konzept für alle auf kulturellem Gebiet Aktiven. Das Netzwerk Kultur Dresden hat sich mit einem umfangreichen Kommentar und dem Vorschlag einer Umgliederung des Textes aktiv und konstruktiv in die Diskussion des Kulturentwicklungsplanes eingebracht.

Ein weiteres Engagement von engagierten freien Trägern wird auch in der Beteiligung am geplanten „KulturSommer Dresden 2020“ – der vor allem zur Attraktivitätssteigerung der Destination Dresden dient – deutlich. Hier handelt die Stadt kontrazyklisch, indem Geld eingesetzt wird, damit Kultur über ihre Umwegrentabilität dazu beiträgt, mit Besuchern auch Geld in die Stadt zu bringen. Warum kann dieser Weg nicht auch 2021 beschritten werden? Für jeden Euro, den die Stadt in freien oder kommunalen Kultureinrichtungen einsetzt, kommt mehr als ein Euro zurück in die Stadtkasse!

Aus der Bedeutung der freien Szene für die städtische Kultur fordern wir daher eine Bemessung der Kulturförderung 2021 an der des laufenden Haushaltjahres 2020. Falls eine generelle und ausnahmslose Haushaltkürzung um 12 Prozent beschlossen würde, fordern wir, diese Kürzung adäquat zum Vorgehen bei den kommunalen Einrichtungen auch bei der Kulturförderung auf die städtisch geförderten Sachmittel in den Haushalten der freien Träger zu beschränken.

Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis und Ihr Engagement für die Stadt und ihre Kultur.

Für das Netzwerk Kultur Dresden
Frank Eckhardt, Anne Gaschütz, Syri Mönchgesang, Uljana Sieber, Simon Wolf

Stellungnahme zum neuen Kulturentwicklungsplan

Die Stellungnahme zum Download

Beteiligte (alphabetisch)
Constanze Böckmann, Anita Brückner, Felix Buchta, Jana Cernik, Andrea O’Brien, Frank Eckhardt, Paul Elsner, Antje Friedrich, Karsten Fritz, Anne Gaschütz, Annemarie Grünert, Willi Hetze, Jörn Peter Hiekel, Jana Körner, Rüdiger Kubsch, Helge-Björn Meyer, Kerstin Quandt, Frank Schöne, Robert Schmidt, Susan Schubert, Uljana Sieber, Susann Steinert-Fanghänel, Cornelius Uhle, Gunda Ulbricht, Simon Wolf, Heike Zadow

Aus dem Vorwort

Das Netzwerk Kultur Dresden (NWKD) begrüßt die Überarbeitung des 2008 beschlossenen Kulturentwicklungsplans (KEP) und sieht darin eine große Chance für die Stärkung der Stadtkultur und damit der städtischen Gesellschaft. Nach intensiver Beschäftigung mit der aktuellen Version der neuen Vorlage möchten wir mit diesem Dokument zum Gelingen des Prozesses beitragen.

Die Bestandsaufnahmen zum kulturellen Leben in der Landeshauptstadt sind in den einzelnen Leitlinien des KEP umfassend dargestellt und lassen viel Raum für die zukünftige Gestaltung. Auch die Herausforderungen, die in den kommenden Jahren auf die Stadtkultur zukommen, werden klar ausgeführt. 

Im Folgenden spricht der Text der Einfachheit halber im Allgemeinen vom KEP, wissend, dass dieser sich im Entwurfsstadium befindet.


Bürgerbeteiligung zum KEP

Dass im Entwurf zur Bürgerbeteiligung aufgerufen wird, finden wir sehr wichtig. Die stärkere Partizipation von Dresdner Bürger:innen bei der Gestaltung ihrer Kulturlandschaft befürworten wir ausdrücklich. Wünschenswert wäre eine transparente Vorgehensweise, wie der Beteiligungsgedanke in Bezug auf den KEP verwirklicht werden soll.

Noch vor der Bürgerbeteiligung hätte auch eine aktive, gestaltende Mitwirkung professioneller Akteure und Akteurinnen erfolgen können, sodass die im KEP angeregte Partizipation und Kooperation bereits zu Beginn des Ausarbeitungsprozesses vorbildhaft verwirklicht gewesen wäre. Einmal mehr möchten wir als Netzwerk Kultur Dresden in diesem Sinne unsere Zuarbeit und Mithilfe anbieten. So könnten Formate wie bspw. die „Konferenz der Konkurrenten“ eine transparente Plattform für Austausch und Diskussion mit den jeweiligen Akteuren bieten.

Mit einer breiten Bürgerbeteiligung geht einher, dass verschiedene Zielgruppen angesprochen werden. Aus unserer Sicht ist deshalb zu berücksichtigen, an wen sich der Kulturentwicklungsplan vorrangig wenden soll und ob er Verwaltung, Kulturakteure und/oder die Bürgerschaft adressiert. Auch käme ein einheitliches Gendern der im KEP angestrebten Geschlechtergerechtigkeit zugute. Um den Plan weitläufigeren Interessentenkreisen besser zugänglich zu machen, wäre es denkbar, eine Kurzform zu entwickeln, diese ebenfalls über die Website der Stadt Dresden zu veröffentlichen und einen barrierefreien Zugang sicherzustellen.

Begriffsdefinitionen

Die korrekte Anwendung von Begrifflichkeiten ist Voraussetzung für die Verständlichkeit und Akzeptanz des Plans.

So ergeben sich in den Leitlinien Unschärfen in Definitionen, die sich bis hinein in die Behandlung der einzelnen Sparten ziehen. Begriffe wie Qualität, Exzellenz, Publikumswirksamkeit oder gelungene Öffentlichkeitsarbeit sollten einheitlichen Definitionen folgen, um entsprechende Ziele und Maßnahmen besser verstehen und deuten zu können. 

Auch wäre eine Definition der Ziele und Maßnahmen wichtig, die in den Sparten aufgeführt werden. So erscheinen die im KEP benannten Ziele teilweise eher als Handlungsfelder, während einige Maßnahmen eher Ziele darstellen. Gleichzeitig würde eine genauere Benennung der gewünschten Maßnahmen, also konkrete Vorhaben zur Erreichung der Ziele, den Plan besser an der Praxis ausrichten.

Ziele und Maßnahmen

Die Struktur des Papiers erschwert es aus Sicht des Netzwerks, dass sich die in den Leitlinien beschriebenen Visionen mit den Leit- und Handlungszielen sowie den konkreten Maßnahmen in den einzelnen Sparten konsekutiv verbinden lassen. Dieser Struktur bedürfte es allerdings, um auch die Wirksamkeit der behandelten Ziele zu überprüfen. In den Sparten sollte daher auf die entsprechenden Ziele und Themen eingegangen werden.

Wichtige Zielstellungen, wie die Stärkung kultureller Bildung, zeitgenössischer Kunst, Audience-Development, Internationalisierung/Interkultur, Transkulturalität, Gleichstellung, Diversität, Inklusion, Einbeziehung von Generationen, aktivierende Kulturarbeit, Vermittlung werden entweder teils in eigenen Kapiteln und nochmals in den Sparten oder teilweise gar nicht behandelt. Wir schlagen vor, solche Aspekte im KEP zentral zu stellen und zu behandeln. 

Auch Inklusion, Diversität sowie Internationalisierung sollten im KEP zentrale Bedeutung finden. Darüber hinaus ist eine geschlechtergerechte Besetzung von Leitungspositionen der Kunst- und Kulturinstitutionen ein wünschenswertes Ziel. Nachzudenken wäre in dieser Hinsicht, inwieweit neue Leitungsmodelle in Dresdens Kunstinstitutionen möglich wären, bspw. selbstgewählte Leitungen oder Rotationsprinzipien. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, eine Stärkung künstlerischer Selbstverwaltungsstrukturen zu prüfen (Netzwerke, Initiativen, Verbände).

Wünschenswert wäre zudem die Einbindung des Integrationskonzepts, Stadtentwicklungsplans und des Gleichstellungskonzepts in den KEP.  

Im Zuge der Kulturhauptstadtbewerbung wurden bereits konkrete Zielsetzungen erarbeitet. Diese könnten gleichsam in den Kulturentwicklungsplan einfließen. Eine Einteilung in kurz-, mittel- und langfristige Ziele wäre ebenso hilfreich für die Akteure.

Aus dem Grundtenor des Textes scheint die Vorstellung einer zielgerichteten gesellschaftlichen Aufgabenstellung von Kunst und Kultur zu sprechen. Wir möchten ergänzen, dass wir auch dem ästhetischen und lebensweltlichen Eigenwert von Kunst und Kultur einen großen Stellenwert beimessen.

Akteure

Generell sind sich die Mitglieder des Netzwerks darin einig, dass im KEP keine konkreten Akteure und Träger ohne planerischen Anlass hervorgehoben werden sollten, da dies eine umfassende Nennung erfordern würde. Sinnvoll erschiene eher, die Träger der einzelnen Sparten zu befragen, wie sie zu Inhalten und Zielen des KEP stehen und auf welche Weise sie diese umsetzen wollen.

Gliederung des KEP

Im Kulturentwicklungsplan von 2008 waren sowohl ein kulturpolitisches Leitbild als auch kulturpolitische Leitlinien zu finden. Im jetzigen Entwurf finden sich keinerlei Verweise darauf.

Eine einheitliche Gliederung in Vision, Ziele und Maßnahmen würden dem Plan eine übersichtlichere Struktur sowohl in den Leitlinien als auch den einzelnen Sparten verschaffen. Eine Aufteilung in Problemanalyse und mögliche Lösungswege wäre auch eine gute Gliederungsoption. So könnten sich die Leitlinien noch besser in den einzelnen Sparten wiederfinden. Noch weitergehend würden wir eine Gliederung in Problemanalysen und spartenübergreifende Lösungsoptionen befürworten. Ob dies eine Option für das vorliegende Papier oder aber ein Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Weiterführung sein kann, müssen wir offen lassen.

Weiterentwicklung des KEP

Eine wichtige Frage ist, in welchem Turnus und in welchen dialogischen Partizipationsformaten eine Überarbeitung des KEP, ähnlich der Wirksamkeitsanalyse, durchgeführt werden soll. Wir betrachten den Plan derzeit als Prozess.

Die vollständige Stellungnahme finden Sie als Download auf dieser Seite.

Corona und freie Kultur in Dresden – Offener Brief

Sehr geehrter Herr Hilbert,
sehr geehrte Frau Klepsch,
sehr geehrter Herr Dr. Lames,
sehr geehrte Dresdner Stadträt*innen,

Mit der COVID-19 Pandemie musste auch die Kultur derbe Rückschläge einstecken. Finanziell stehen die meisten freien Träger vor einer ungewissen Zukunft. Zwar wurde auf der Bundes-, Landes- und Stadtebene wiederholt die Wichtigkeit von Kunst und Kultur betont, doch gerade die Probleme von frei getragenen Kulturinstitutionen wurden bislang nicht angegangen. Im offenen Brief der IG Landeskulturverbände Sachsen “Was ist mit den freien Trägern und der kulturellen Bildung?” wurde der prekäre Zustand der freien kulturellen Szene bereits umfassend dargelegt.

Die Krise hat aber auch gezeigt, welch wichtigen Beitrag Kultur gerade in Zeiten von sozialer Distanz und Isolation zu leisten vermag. Viele Akteure und Träger haben schnell und erfolgreich auf die Krise reagiert und Kulturangebote digital und im öffentlichen Raum gemacht, ins Gemeinwesen gewirkt und Zusammenhalt gestaltet. Gleichermaßen war zu erkennen, dass digitale Angebote zwar sehr notwendig, aber kein Ersatz für ein leibhaftiges Kulturerlebnis sind und außerdem zusätzliche Ressourcen erfordern.

Die Kulturförderung in Dresden hat in den vergangenen 30 Jahren sehr zur Entwicklung einer lebendigen freien Szene beigetragen. Nach langer Zeit der Stagnation war vor allem in den letzten Jahren ein deutlicher Aufwuchs der Budgets für sowohl die institutionelle als auch die Projektförderung zu verzeichnen. Man begann die Versäumnisse früherer Jahre zu korrigieren und eine breite kulturelle Landschaft in Dresden zu ermöglichen. Nicht zuletzt hat der Prozess der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt einmal mehr gezeigt, welch einen wichtigen Einfluss Kunst und Kultur auf unterschiedliche Bereiche des städtischen Lebens ausüben. Auch die derzeitige Erarbeitung eines neuen Kulturentwicklungsplans zeugt von einem starken Interesse seitens der Stadt, Kultur maßgeblich zu fördern. Die in diesem Plan formulierten Leitlinien und Ziele sind allerdings nur mit einer starken freien Kultur umsetzbar.

Kulturelle Förderung – sowohl institutionell als auch projektbezogen – ist daher essenziell für die hiesige Kunst- und Kulturszene und Dresdens internationales Image. Dass viele Kultureinrichtungen auch in oder trotz der derzeitigen Krise bestehen können, ist vor allem der institutionellen Förderung zu verdanken, die eine Grundsubstanz für die Träger sichert. Gleichzeitig bedeutet dies auch, dass die Vereine abhängig sind von eben jener Förderung. Eine Bildung von Rücklagen ist im derzeitigen Förderkonstrukt kaum möglich. Es ist daher zwingend notwendig, in den nächsten Jahren mindestens die gleiche Fördersumme für frei getragene Kultureinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Denn die Vielfalt der Dresdner Kulturlandschaft wäre genau dann bedroht, wenn die freien Träger in ihrer Existenz gefährdet sind.

Den eingangs erwähnten politischen Statements folgend, betrachten wir den Schutz der kulturellen Vielfalt als zentralen Punkt des Zusammenlebens. Das Netzwerk Kultur Dresden fordert Stadtpolitik und Stadtverwaltung auf, sich dafür einzusetzen, dass ein Teil des kommunalen Rettungsschirms des Freistaats Sachsen für die freie Kulturförderung festgeschrieben wird und in den nächsten Doppelhaushalt einfließt.

In diesem Sinne fordern wir, das Budget für die freie Kulturförderung in den nächsten zwei Jahren mindestens auf dem Niveau von 2020 zu halten.

Für einen Austausch und zur Klärung von eventuellen Fragen stehen die Sprecher*innen des Netzwerk Kultur Dresden gern zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen und bleiben Sie der Kultur verbunden,

Frank Eckhardt, Anne Gaschütz und Simon Wolf im Namen von Netzwerk Kultur Dresden

 

 

Wir unterstützen den Leipziger Aufruf

LUST AUF ZUKUNFT! RETTET SACHSENS FREIE TRÄGER!

Allianz der freien Träger in Sachsen fordert Kulturschutzschirm

Die erste Reaktion der Politik war ermutigend: Die Kunst,- Kultur- und Kreativszene darf durch die Covid-19-Epidemie nicht untergehen, sie wird bei staatlichen Hilfsprogrammen nicht vergessen werden!

Aktuell stellt sich die Situation in Sachsen aber als schwierig dar. Während andere Bundesländer unkomplizierte Soforthilfeprogramme und Zuschüsse bereitstellten, unterstützt das Land Sachsen bisher nur Freie Träger im Bereich Sport. Die von der Sächsischen Aufbaubank angebotenen Kredite sind für viele gemeinnützigen Vereine nicht nutzbar oder verschieben finanzielle Überlastung nur auf unbestimmte Zeit. 

Die Initiative Leipzig+Kultur fordert in ihrem offenen Brief Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Kulturministerin Barbara Klepsch aktiv auf einen Kulturschutzschirm zu spannen, um diese gefährliche Situation für die Strukturen der Zivilgesellschaft zu entschärfen.

Wir unterstützen den den offenen Brief der Initiative Leipzig + Kultur

Netzwerk Kultur wählt neue Sprecher*innen

Im Rahmen von Umstrukturierungsmaßnahmen in dem offenen und spartenübergreifenden Dresdner Kulturnetzwerk der freien Kulturszene wurden 16 neue Sprecher*innen gewählt. Dies passierte zum Einen, um die Vielfalt der Dresdner Kulturbranche klarer abzubilden und zum Anderen um die Bedürfnisse der Sparten auch effizienter kulturpolitisch vertreten zu können. Die neuen Sprecher*innen haben die Aufgabe, Entwicklungen und Tendenzen in der Szene zu verfolgen, Anliegen und Bedürfnisse der Akteur*innen zu formulieren und diese in die Arbeit des Netzwerks einfließen zu lassen.

Folgerichtig sind die gewählten Vertreter*innen auch in den entsprechenden Sparten schöpferisch tätig. Sie dienen von nun an als Ansprechpartner*innen für Presse, Politik, Künstlerinnen und Künstler der Dresdner Kulturszene.

Zu den neu gewählten Sprecher*innen

Selbstverständnis

Das Netzwerk Kultur Dresden steht für kulturelle Vielfalt und deren Weiterentwicklung in der sächsischen Landeshauptstadt. Als Plattform vereinen wir spartenübergreifend über 60 freie Kulturinstitutionen und -initiativen und bündeln damit äußerst vielseitige Erfahrungen und Kompetenzen. Ziel des Netzwerkes Kultur ist, die Interessen der gesamten Freien Szene Dresdens zusammenzuführen und diese gemeinsam durchzusetzen.

Seit der Gründung des Netzwerks im Jahre 2014 ist unser Hauptanliegen, sich für faire Lohn- und Arbeitsbedingungen in der freien Kultur einzusetzen. Schwerpunkte bilden dabei weiteren Erhöhungen der städtischen Mittel für freie Kulturarbeit, sowohl für die institutionelle als auch für die Projektförderung. Unser Engagement hat auch das Erreichen größerer Transparenz in der Kulturpolitik und Beteiligung in den entsprechenden Beratungsgremien der Kulturverwaltung zum Ziel.

Gemeinsam mit Kultureinrichtungen der Kommune und des Landes sowie der Kreativwirtschaft fördert das Netzwerk Kultur Dresden das zivilgesellschaftliche Engagement und die Kultur des demokratischen Diskurses. Damit schaffen wir Möglichkeiten, gemeinsam Visionen für das künftige Zusammenleben und Weltoffenheit in unserer Stadt zu entwickeln.

Netzwerk Kultur Dresden – Leittext 2018

Viele Vertreter_innen der freien Szene in Dresden haben seit Herbst 2014 ihr kulturpolitisches Engagement in und für Dresden gebündelt. Damals angesichts drohender Kürzungen aus einer Notgemeinschaft hervorgegangen, hat das Netzwerk Kultur Dresden seither eine Vielzahl an konstruktiven Initiativen gestartet um die Situation für freie Kulturarbeit insgesamt in Dresden zu verbessern.

Natürlich geht es dabei auch um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Akteure, ob Kulturmanager_innen, Künstler_innen aller Genres, Techniker_innen usw., egal ob angestellt oder als Freiberufler tätig. Deshalb lautet eine zentrale Forderung: Kultur fair finanzieren!

Ebenso wichtig sind uns aber auch Entwicklungsfragen unserer Stadt. Das Entwickeln und Diskutieren von Visionen, Fragen nach Zielen, konkrete Veränderungen in kulturpolitischen Strukturen, Kooperationen.

So gestaltet das Netzwerk Kultur den Entwicklungsprozess zur Bewerbung Dresdens als Kulturhauptstadt Europas mit. Nach der Konferenz der Konkurrenten im Herbst 2017 realisiert das Netzwerk in Kooperation mit dem Kulturhauptstadtbüro 2018 eine Reihe von Workshops und Veranstaltungen, um verschiedene Aspekte von Raum in der Stadt und ihrer Kultur zu diskutieren.

Für den Herbst 2018 bereiten wir uns auf die Diskussionen um den Kulturetat im neuen Doppelhaushalt der Stadt vor. Dazu erweitern wir gegenwärtig das Netzwerk und strukturieren unsere Gremien neu. Wir laden die Vertreter_innen der freien Kultur herzlich zur Beteiligung ein.

Equal Pay Day Challenge – »Strategien für eine faire Bezahlung«

Frauen sind im Kulturbereich und in der Kreativwirtschaft stark vertreten. Dennoch ist die Branche von Geschlechtergerechtigkeit weit entfernt. Zu diesem Ergebnis kommt die im Juni 2016 veröffentlichte Studie »Frauen in Kultur und Medien« des Deutschen Kulturrates. Besonders in puncto Bezahlung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Quer durch alle Kulturbereiche und Branchen der Kreativwirtschaft liegt der Gender Pay Gap bei 24 Prozent. Bereits bei den Frauen unter 30 Jahren beträgt die Verdienstlücke 12 Prozent. Auffällig ist außerdem, dass Frauen sowohl bei überdurchschnittlich gut bezahlten als auch bei unterbezahlten Tätigkeiten weniger verdienen als Männer. Dieser Tatsache gilt es mit schlagkräftigen Argumenten entgegenzuwirken.

Mit einem Workshop-Format der etwas anderen ART wollen wir von Best Practice Beispielen lernen, die sich für Mindesthonorare/-gagen im Kulturbereich einsetzen, Argumente für eine gerechte Bezahlung gegenüber der Politik formulieren, ein Brainstorming

für künstlerische Interventionen wagen und vor allem Strategien austauschen, um mit Antworten in der Tasche nach Hause gehen zu können auf die Frage: Wie sag‘ ich’s meiner/m Chef/in bzw. meiner/m Auftraggeber/in?

Termin: Donnerstag, 16. März 2017 | 16 –19 Uhr
Ort: Blaue Fabrik, Eisenbahnstraße 1, 01097 Dresden

Anmeldung: bis 10.03.17 unter kontakt[ät]frauen-ev-sowieso.de oder (0351)8041470

Wenn Sie eine Kinderbetreuung wünschen, geben Sie dies bitte bei der Anmeldung mit an.

Eine Veranstaltung des Büros der Gleichstellungsbeauftragten der LH Dresden und des *sowieso* KULTUR BERATUNG BILDUNG Frauen für Frauen e. V. in Kooperation mit: Landesfrauenrat Sachsen e. V., Kreative Werkstatt Dresden e. V., DRESDNER Kulturmagazin, »Wir gestalten Dresden« Branchenverband der Kreativwirtschaft Dresden und Netzwerk Kultur Dresden.

PROGRAMM

16.00 Uhr Begrüßung
16.15 Uhr Input-Referat: »Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur- und Kreativwirtschaft – aktuelle Beispiele und Initiativen« – Josephine Hage, freie Projektmanagerin im Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft
16.30 Uhr Workshop Challenge »Let’s do it! – Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Kreativsektor ganz praktisch«
17.45 Uhr Pitching der Workshop-Ergebnisse
18.15 Uhr Input: »Strategien für faire Honorare und Gehälter« – Daniela Kreißig, Geschäftsführerin caado events & photo-design
18.40 Uhr Fazit & Ausblick

danach Zeit für informelles Netzwerken

Kulturbürgermeisterin sicherte noch im Sommer freier Szene Unterstützung zu

Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch im Interview mit der DNN (19.08.2016):

»Man darf die großen Kulturinstitutionen und die freie Szene nicht gegeneinander ausspielen. Das Filmfest, die Ostrale oder der Schaubudensommer sind ganz wichtige Eckpfeiler im Kulturkalender der Stadt, die selbstverständlich gefördert werden. Diese und viele andere Ereignisse und Festivals haben ja auch eine Anziehungskraft für Touristen. Trotzdem stellt sich die Existenzsituation freier Künstler und der Vereine als angespannt dar. Es ist meine Aufgabe, die Finanzierung dieser Bereiche zu sichern.«

Trotz dieser Zusicherung der Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch sieht der Entwurf des Dresdner Doppelhaushalts 2017/2018 eine Kürzung der freien Kulturträger vor. Zwar hatte die Bedarfsanalyse des Kulturamts eine Unterfinanzierung festgestellt, dennoch sieht der Haushaltsplan 2017 eine Kürzung in Höhe von 250 000 Euro gegenüber dem Stand 2016 vor. Dies steht im direkten Widerspruch zur Bewerbung Dresdens zur Kulturhauptstadt 2025.

Das ganze Interview mit Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch.

Offener Brief des Kulturbeirats an die Mitglieder des Kulturausschusses im Dresdner Stadtrat

SZ vom 6.11.2016 “Freie Träger fordern, Kultureinrichtungen fair zu finanzieren”

DNN vom 8.10.2016 “Großprojekte auf Kosten der freien Kulturszene”